Ach, Karlsruhe

Irgendwie typisch für die ehemalige Residenzstadt, die so anhaltend unter ihrem Bedeutungsverlust leidet. Es gibt hier zwar noch ein Badisches Staatstheater und eine Badische Landesbibliothek, aber zum Leidwesen der Karlsruher seit über 60 Jahren kein Land Baden mehr, dessen Zentrum die Stadt sein könnte. Macht und Wirtschaftskraft sitzen heute in der ungeliebten Landeshauptstadt Stuttgart.
Die jüngste Demütigung für die Stadt, in der ich seit sieben Jahren und inzwischen gerne wohne, kommt vom digitalen Weltkonzern Google. Für seinen Onlinedienst Streetview lichten derzeit Kamerawagen unter allgemeiner öffentlicher Empörung Staßenzüge in ganz Deutschland ab.
Ganz Deutschland?
Nein, Karlsruhe soll bis auf weiteres nicht abfotografiert werden, meldet heute die örtliche Sonntagszeitung. Aber nicht, weil man vor dem Sitz der höchsten deutschen Gerichte besonderen Respekt hätte, oder weil hier mit besonders erbitterten Bürgerprotesten zu rechnen wäre. Nein, erklärt Google, bis zum Jahresende würden die 20 größten Deutschen Städte digital erfasst. Karlsruhe kommt in dieser Liste aber erst auf Platz 21.